Ungefähr ein Drittel aller Menschen sind introvertiert, ähnlich viele extravertiert und der Rest befindet sich irgendwo im Mittelbereich. Extravertierte sind nach aussen gerichtet, sie suchen Gesellschaft und entwickeln ihre Gedanken im Gespräch. Introvertierte hingegen überlegen zuerst und äussern sich danach. Sie schöpfen Energie aus sich selbst und brauchen die Stille zur Regeneration. Sowohl Extravertierte wie Introvertierte brauchen soziale Kontakte. Für Extravertierte kann es gern lebhaft und auch mal laut zu und her gehen, sie lieben Feste und laufen in Gruppen zu Hochform auf. Introvertierte bevorzugen Kontakte unter vier Augen. Sie sind Meister im Zuhören und können sich gut in andere Menschen einfühlen. Ihr Freundeskreis besteht oft aus wenigen, aber engen und langfristigen Kontakten.
Extraversion ist im Trend. Kommunizieren, was das Zeug hält, das ist die Devise. Schon Internet und Mail haben die Kommunikation vervielfacht, die sozialen Medien wie Facebook und Twitter tun das Ihre dazu. Dabei ist Tempo und Menge beachtlich, die Substanz hingegen bleibt oft auf der Strecke. In Stelleninseraten werden die Profile mit Kommunikationsfreudigkeit und Teamfähigkeit ergänzt, fast egal in welchem Gebiet. Wer sich selbst gut verkaufen kann, hat gute Karten. Dies sind in der Regel die Extravertierten.
Introvertierte denken viel über sich nach und sind dabei oft auch kritisch mit sich. Da es als „normal“ gilt, dauernd mit anderen im Kontakt zu sein, fühlen sich viele Introvertierte neben den Schuhen. Stimmt mit ihnen etwas nicht, weil sie auch gern mal allein sind? Sind sie eigenbrötlerisch, weil sie gern ruhig und konzentriert an einer Arbeit dran sind und nicht immer dazwischen mit dem Kollegen plaudern mögen? Wenn man von den Resultaten ausgeht, dürften Introvertierte ruhig selbstbewusst auftreten. Sie liefern oft gute Arbeit ab, sie sind sorgfältig und verlässlich. Sie tragen durch ihre ruhige und einfühlsame Art zu einem guten Teamklima bei. Und nicht selten warten sie mit gut überlegten Anstössen für Verbesserungen und Innovationen auf.
Die Zusammenarbeit zwischen Introvertierten und Extravertierten ist oft von Missverständnissen geprägt. Die einen finden die anderen oberflächliche Plaudertaschen und beneiden sie um ihre Verkäuferqualitäten. Die anderen checken oft gar nicht, mit was für Perlen sie zusammen arbeiten und wie viel sie von deren fundierter Arbeit profitieren. Es lohnt sich also, ein Auge auf die unterschiedlichen Wesenszüge zu haben und die gegenseitigen Qualitäten anzuerkennen. Dafür ist es wichtig, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein und diese selbstbewusst einzubringen. Dies gilt ganz besonders für Introvertierte, für die es oft nicht selbstverständlich ist.
Sind Sie introvertiert? Mehr zum Thema finden Sie hier.
Die Radio-Sendung zum Thema im Februar 2017 mit meiner Mitwirkung auf SRF 2 Kultur: Sie finden Sie auf der SRF-Seite oder als Audiodatei hier zum Nachhören.
Im Oktober 2021 hat Anna Binz für Radio Fribourg mit mir einen spannenden Podcast zum Thema gemacht. Hier die Audiodatei. Danke, Anna! :-)
Die (mehrheitlich romanische) Radiosendung vom November 2016 zum Thema mit meiner Beteiligung finden Sie auf der Site von
RTR
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